Am Mittwoch, 12. Dezember 2018, kam Bezirksapostel Michael Ehrich in die kleine Gemeinde Traunstein, um einen Gottesdienst zu halten. Dieser Besuch war schon für den 4. April vorgesehen gewesen, musste damals aber aus persönlichen Gründen abgesagt werden. Die Vorfreude war groß. Wir wissen nicht, ob jemals ein Bezirksapostel einen Gottesdienst in Traunstein gehalten hat - in den letzten 40 Jahren jedenfalls nicht.
Im Vorfeld konnte noch ein sehr „irdisches“ Problem gelöst werden. Wer in den letzten Jahren öfter nach Traunstein in die Kirche kam, wurde vor allem in der kalten Jahreszeit mit unangenehmen Gerüchen aus dem Untergeschoss begrüßt. Es gab immer wieder vergebliche Bemühungen, das abzustellen, aber behoben werden konnte die Ursache erst am Tag vor dem Gottesdienst mit dem Bezirksapostel!
Zum Gottesdienst eingeladen waren die Kirchengemeinden Bad Reichenhall, Prien und Trostberg sowie die Bezirksämter und die Gemeindevorsteher aus dem Bezirk Rosenheim. Die Gläubigen aus Bad Reichenhall kamen zum größten Teil mit einem Bus, der für diese Fahrt zum Gottesdienst gechartert wurde. So konnten auch alle älteren Gemeindemitglieder, die nicht mehr gerne bei Dunkelheit und schlechten Straßenverhältnissen fahren, am Gottesdienst teilnehmen.
Zum ersten Mal gab es für Gläubige, die den Gottesdienst nicht besuchen können, eine Telefonübertragung aus Traunstein. Nach Aussage des Gemeindevorstehers, Priester Otmar Seubert, kam die Verbindung überall zustande!
Trotz der schlechten Straßenverhältnisse durch Schneefall kamen nicht nur die Gläubigen sondern auch der Bezirksapostel, Apostel Zenker und Bischof Hepp rechtzeitig in Traunstein an und der Gottesdienst konnte pünktlich beginnen.
Nach dem Eingangslied "Herr Jesu, dir zu leben" (Gemeindegesangbuch Nr. 314) las der Bezirksapostel ein Bibelwort aus Jakobus 1,12 vor: "Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet: denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieben." Er fügte gleich hinzu: auch Frauen sind hier gemeint, selbst wenn sie zu biblischen Zeiten nie erwähnt wurden. In der Bibelübersetzung (Lutherbibel Fassung 2017), die wir ab 2019 verwenden werden, ist dieser Satz geschlechtsneutral übersetzt.
Zu Beginn der Predigt erwähnte der Bezirksapostel das 60-jährige Bestehen der Kirchengemeinde Traunstein und meinte, so jung möchte er auch erscheinen, wenn er nächstes Jahr 60 wird…! Die Pioniere, die vor 60 und mehr Jahren die Gemeinde aufgebaut haben, mussten sich bestimmt in mancher Anfechtung bewähren. Gerade hier in Bayern war es sicher nicht einfach, als Andersgläubige akzeptiert zu werden. Er führte weiter aus, dass wir durch den Empfang der Sakramente neue Menschen sind und wachsen müssen, um uns in der Anfechtung zu bewähren. Dazu brauchen wir Nahrung, wie jedes Baby Nahrung braucht, um zu wachsen. Diese Nahrung für unsere Seelen bekommen wir in den Gottesdiensten.
Der Bezirksapostel führte weiter aus, dass man sich die Krone des Lebens wie sie im Bibelwort angesprochen wird, nicht verdienen kann. Voraussetzung, sie zu bekommen, ist, Gott zu lieben. Verbunden mit der Krone des Lebens ist die Aufgabe, im tausendjährigen Friedensreich mit Christus zu regieren. Das bedeutet nicht, über Menschen zu herrschen sondern Gottes Wort allen Menschen zu verkündigen. Für manche wird es nicht leichter sein als heute, das Evangelium anzunehmen, denn alle bringen ihre Prägungen aus der Vergangenheit mit.
Wir warten auf das Kommen des Herrn. Mancher mag vielleicht denken, so schnell braucht er noch nicht zu kommen, ich möchte dieses oder jenes noch erleben oder erreichen. Aber wenn wir dann beim Herrn sind, werden wir nicht mehr daran denken, so selig werden wir sein. Ein anderer könnte sagen: wenn ich bei der Ersten Auferstehung nicht dabei bin, das ist nicht so schlimm, es gibt ja noch eine zweite Chance. Das ist nicht falsch, aber die Verhältnisse auf der Erde werden nach der Wiederkunft Christi noch verwirrender und ungerechter sein als heute und das möchte er, so der Bezirksapostel, nicht erleben müssen.
Man muss sich selbst als Gottes Geschöpf lieben können - das bedeutet keine übertriebene Eigenliebe, sondern sich selbst so akzeptieren, wie man ist. Dann sind wir auch fähig, unseren Nächsten zu lieben.
Hirte Raimund Schwarz wurde zu einem Predigtbeitrag aufgerufen. Er legte uns ans Herz, dass es wichtig ist, immer wieder zur Ruhe zu kommen und sich Zeit zu nehmen, sich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen.
Anschließend wurde zum sakramentalen Teil des Gottesdienstes übergeleitet. Es war ein besonderes Erlebnis, dass Bezirksapostel Ehrich und Apostel Zenker das Heilige Abendmahl allen Gottesdienstteilnehmern spendeten.
Nach dem Gottesdienst freuten wir uns, dass sie noch die Zeit fanden, sich persönlich von den Gottesdienstteilnehmern zu verabschieden.
Bericht von Franziska Voggenreiter & Fotos von Klaus Angermann