Am Donnerstagabend, den 28. Oktober 2021, feierte Apostel Andreas Sargant zusammen mit den Mitgliedern der neuapostolischen Kirchengemeinde in Traunstein den letzten Gottesdienst in diesem Kirchengebäude, das im Anschluss von ihm auch entwidmet wurde.
Die Sicherstellung der seelsorgerischen Betreuung der beiden Kirchengemeinden Bad Reichenhall und Traunstein machte eine Zusammenführung der beiden Gemeinden nötig.
Im Rahmen eines Gemeindeabends im Mai 2021 wurden die Mitglieder der Kirchengemeinde Traunstein über die Situation sowie über Lösungsansätze informiert. Nach der Präsentation der möglichen Varianten wurde als Standort der „neuen“ Gemeinde die Kirche in Bad Reichenhall gewählt. Dabei wurden Aspekte wie Gemeindegröße, Mobilität der Mitglieder und Größe des Kirchengebäudes mitberücksichtigt.
Fünf Monate später war es so weit: am Donnerstag, den 28. Oktober 2021, feierte Apostel Andreas Sargant, Leiter des Apostelbereichs München, mit der Gemeinde den letzten Gottesdienst in ihrem Kirchengebäude. Neben den Gemeindemitgliedern waren die beiden Leiter des Kirchenbezirks Rosenheim Thomas Stampf und Heinz-Peter Hungbaur sowie der Vorsteher der Gemeinde Bad Reichenhall Jürgen Schubert zugegen. Auch Apostel i.R. Wolfgang Zenker, die beiden früheren Bezirksleiter des Kirchenbezirks sowie einer der ehemaligen Gemeindevorsteher – allesamt im Ruhestand – nahmen an diesem außergewöhnlichen Gottesdienst teil.
Apostel Sargant legte dem Gottesdienst ein Bibelwort aus Lukas 16, 1-2 zu Grunde: „Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein.“
In seiner Predigt ging der Apostel auf das gesamte Gleichnis vom ungerechten Verwalter ein, das mit diesen beiden Sätzen beginnt. Dieser Verwalter hatte daraufhin einigen Schuldnern einen Teil der Schulden erlassen. Das scheinbar gütige Verhalten war aber berechnend, denn er erwartete damit Vorteile für seine Zukunft. Jesus heißt das betrügerische Verhalten des Verwalters keineswegs gut, zeigt daneben aber auf, dass dieser Verwalter seine Lage nicht nur erkannte, sondern mit allen Mitteln versuchte, sie zu verbessern. Die Lehre daraus für uns ist, dass jeder Einzelne seine Situation erkennen, verantwortlich handeln und entsprechende Konsequenzen ziehen soll.
Bezugnehmend auf die Schließung der Gemeinde forderte der Apostel die Gläubigen auf, die Gaben, mit denen der Einzelne bisher in der Gemeinde mitgewirkt hat (z.B. im Chor, Musikensemble, Altarschmuck, Pflege von Gebäude oder Grundstück usw.) auch in der neuen Gemeinde weiterhin einzubringen und sich nicht zurückzuziehen. Es geht weiter in Gottes Werk - für die Traunsteiner Gläubigen von nun an in einer neuen Gemeinde!
Nach der Freisprache und der gemeinsamen Feier des heiligen Abendmahls bat Apostel Andreas Sargant zuerst den Vorsteher der Gemeinde Traunstein, Priester Otmar Seubert, an den Altar, dankte ihm mit bewegenden Worten für die in 21 Jahren getane Arbeit und entlastete ihn vom Auftrag als Gemeindevorsteher. Anschließend wurde Priester Otmar Seubert zum stellvertretenden Gemeindeleiter für Bad Reichenhall ernannt und die weiteren Amtsträger Priester Bernd Seubert und Diakon Peter Seibert in ihren Ämtern für die Gemeinde Bad Reichenhall bestätigt.
Bezirksvorsteher Thomas Stampf verlas eine Kurzchronik der Gemeinde Traunstein. Diese wurde am 1. Januar 1958 gegründet, nachdem schon vorher seit einigen Jahren an verschiedenen Orten Gottesdienste stattgefunden hatten. Im Jahr 1961 konnte ein Haus mit Grundstück gekauft werden, in dessen Obergeschoss anfangs die Gottesdienste stattfanden. 1967 wurde das Gebäude um einen Kirchensaal mit etwa 100 Plätzen erweitert. Im März 1996 begann an gleicher Stelle der Neubau des heutigen Kirchengebäudes. Es wurde nach nur halbjähriger Bauzeit im Oktober 1996 vom damaligen Bischof Wolfgang Zenker eingeweiht. Priester Otmar Seubert war der fünfte Vorsteher seit Bestehen der Kirchengemeinde Traunstein.
Nach dem Schlussgebet entwidmete Apostel Sargant das Kirchengebäude von seiner Zweckbestimmung und spendete der Gemeinde den Schlusssegen.
Zum Abschluss dieses denkwürdigen Gottesdienstes erklang auf der Orgel einfühlsam das Lied "Der Herr ist mein Hirt" (alte Chormappe Nr. 180). Der Text endet mit den Worten: "… und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar."
Bericht & Fotos von Franziska Voggenreiter & Otmar Seubert