Angestoßen durch den Internationalen Kirchentag (IKT) 2014 in München wurden verstärkt neue Wege gesucht, kirchliche Aufgaben an Kirchenmitglieder zu übertragen, die nicht zwingend an einen Amtsauftrag gebunden sind. Dazu zählt u.a. auch die Beauftragung zum/zur Gemeindehelfer/-in.
Zunächst ein paar Hintergrundinformationen zur Struktur in der Neuapostolischen Kirche: In den Kirchengemeinden der Neuapostolischen Kirche üben Geistliche, die als Hirten, Evangelisten und Priester ordiniert sind, die Seelsorge aus. Diakone erfüllen Dienste in der Gemeinde. Als Gemeindevorsteher wird ein Hirte, Evangelist oder Priester beauftragt. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Geistlichen ehrenamtlich im Kirchendienst tätig.
Zugleich bringen sich viele Gemeindemitglieder freiwillig und ehrenamtlich in ihrer Freizeit und entsprechend ihrer Begabungen oder Interessen in die Gemeinschaft ein und übernehmen Aufgaben für die keine Ordination zur Erfüllung erforderlich ist – z.B. im Musik- oder Unterrichtswesen, bei Projekten für Kinder und Jugendliche, der Betreuung von Senioren, beim Pflegen und Schmücken der Kirchen, in administrativen und organisatorischen Arbeiten in der Gemeinde/im Bezirk oder seit einiger Zeit auch in der Funktion als Gemeindehelfer/-in.
Gemeindehelfer/-innen sollen in Gemeinden insbesondere dann eingesetzt werden, wenn nicht genügend Amtsträger zur Verfügung stehen. Sie sollen die Geistlichen in organisatorischen Aufgaben unterstützen. Es können sowohl Männer und Frauen als auch Kinder und Jugendliche diese ehrenamtliche Beauftragung übernehmen.
Auch im Kirchenbezirk Rosenheim ist eine Vielzahl von Gemeindehelfer/-innen seit geraumer Zeit im Einsatz, sodass die Gemeinden hier darüber berichten möchten, welche Erfahrungen sie seit der Einführung dieser Beauftragung gesammelt haben und welche Einsatzmöglichkeiten die Gemeindehelfer/-innen in den neuapostolischen Kirchengemeinden Bad Reichenhall, Prien und Töging haben.
In Bad Reichenhall ist die Idee zur Einführung von Gemeindehelfer/-innen ursprünglich im Zusammenhang mit dem IKT 2014 entstanden. Da es in der Gemeinde schon seit langer Zeit keinen Diakon mehr gab, wurde die Anregung aus dem IKT, dass Gemeindemitglieder an der Kirchentür die Gottesdienstbesucher begrüßen, gerne aufgenommen.
Zu Beginn übernahm zunächst Hirte i.R. Wittenbreder im Wechsel mit Diakon i.R. Wolf die Aufgabe, die Gläubigen vor dem Gottesdienst zu begrüßen und zum Gottesdienstbeginn die Kirchentür zu schließen sowie die Anzahl der Gottesdienstbesucher statistisch festzuhalten. Die Funktion wurde damals noch als "Türhüter" bezeichnet. Im Lauf der Zeit entwickelten sich noch weitere Aufgaben wie z. B. die Mithilfe beim Opfer zählen, den Altar für den Gottesdienst vorbereiten etc. hinzu.
Heute sind sieben Gemeindemitglieder als Gemeindehelfer/-innen tätig – vier Männer und drei Frauen. Sie sind jeweils monatsweise eingeteilt. Schwerpunkte ihrer Beauftragung sind:
Die Unterstützung wurde in der Gemeinde sehr dankbar angenommen. Für die Amtsträger bedeutet es eine große Entlastung, da sich so die priesterlichen Ämter vor dem Gottesdienst in der Sakristei aufhalten und auf die Durchführung des Gottesdienstes vorbereiten können.
In der neuapostolischen Gemeinde in Prien haben im Sommer/Herbst 2017 fünf Gemeindehelfer/-innen die mit der Beauftragung verbundenen Aufgaben übernommen. Zwei davon sind aus dem Kreis der Jugend (eine Jugendliche und ein Jugendlicher), eine erwachsene Gläubige und zwei „Junior“-Gemeindehelfer aus dem Kreis der Kinder (ein Mädchen und ein Junge).
Je nach Altersstufe übernehmen die Gemeindehelfer/-innen in Prien dieselben Aufgaben wie die oben aufgeführten in Bad Reichenhall.
Nach anfänglichem Erstaunen haben die Kirchenmitglieder oder Urlauber, die in der Gemeinde zu Gast sind, sehr positiv und dankbar auf die Gemeindehelfer/-innen reagiert. Besonders schön ist es zu sehen mit welcher Freude, Gewissenhaftigkeit und Begeisterung selbst die jüngsten Helfer/-innen mitwirken. Gerade in Gemeinden, die verhältnismäßig wenige Amtsträger haben, ist die Unterstützung durch Gemeindehelfer/-innen aus dem Kreis der Gemeindemitglieder sogar unverzichtbar, um die Geistlichen zu entlasten und um einen reibungslosen Ablauf der Gottesdienste zu gewährleisten. Auch hat sich bewährt, dass Jugendliche und Kinder mit eingebunden werden und so ein aktiver Teil der Gemeinde sein können.
Für die Zukunft ist geplant weitere Gemeindehelfer zu beauftragen, die auch unterstützend bei Aufgaben wie Krankenbesuchen, einer Vermittlerrolle bei Konfliktlösungen oder anderen Themen mitwirken können.
Als „Tipp“ für andere Gemeinden, die Gemeindehelfer/-innen zukünftig einsetzen möchten, geben die Priener Helfer an: Für die ersten Wochen ist es eventuell sinnvoll eine Aufgabenliste zu erstellen, die „abgearbeitet“ werden kann. Eine weitere Hilfestellung wäre, den „Anfängern“ zunächst einen „erfahrenen“ Diakon zur Seite zu stellen, der in die neuen Aufgaben einweist und „mitdenkt“ - aber es ist auch nicht schlimm, wenn einmal etwas vergessen wird vorzubereiten.
Die Kirchengemeinde Töging hat seit November 2017 zwei Gemeindehelfer. Sie unterstützen die drei Priester der Gemeinde dabei, den Gottesdienst vorzubereiten und verrichten dieselben Tätigkeiten wie die Gemeindehelfer/-innen in den beiden anderen Gemeinden. Außerdem nehmen sie die Aufgaben rund ums Kirchengebäude wahr, führen nötige Erneuerungen aus und helfen, den Garten zu pflegen. Für die Gemeindemitglieder war die Bekanntgabe der Beauftragungen eine freudige Nachricht und sie sind dankbar, dass die beiden Gläubigen der Gemeinde als Helfer dienen.